guido
HECHEI
SIMON
flo
max
jakob
HANNES
Alle machen einen recht in sich gekehrten, angespannten Eindruck. Und als wir schließlich um 4 Uhr früh in Islamabad ankommen, wird uns
das erste Mal bewusst, hier ist alles anders. Unser Kontaktmann Iqubal von der Trekkingagentur Shipton Trekking holt uns verlässlich ab. Am
Flughafen werden wir gemustert, als ob gerade eine Besatzung Außerirdischer gelandet wäre. Jeder bekommt einen Blumenkranz umgehängt
und auf geht’s in unser Hotel, das sehr sauber und nobel ist. Am nächsten Tag treffen Jakob und Flo ein und jetzt kann’s richtig losgehen,
das erste große Abenteuer, die 3-tägige Anreise über den berüchtigten und gefährlichen Karakorum Highway. Eine Straße, die eigentlich
einen anderen Namen verdient hätte – sowas wie „Highway to Hell“ würde der Sache näherkommen. Sogar unser Guide Shakoor meinte nur:
„This street is much more dangerous than all terrorists together!“ – Er muss es ja wissen. So brettern wir heiter und mit ersten Anzeichen von
Magenproblemen über die holprige „Achterbahn für Große“ und werden von Reizen und Inputs überflutet. Beinahe bei jedem Schlagloch haben
sich bei dem einen oder anderen die auftretenden Magenprobleme verselbstständigt.
Nach zwei Tagen erreichen wir endlich Askole, das letzte kleine Dorf drei Tage vom Basecamp entfernt. Die Jeepfahrt dorthin war ein echtes
Erlebnis und wird wohl keiner von uns so schnell vergessen. Das Dörfchen ist mehr als bescheiden, die Leute sind freundlich, arm und ha-
ben eine enorme Ausstrahlung. Wir werden auf Tee und Kekse eingeladen und besichtigen das sogenannte Museum, das locker auch als
Stall bei uns vor 200 Jahren durchgegangen wäre. Danach errichten wir unser Nachtlager und freuen uns schon auf die nächsten drei Tage
Fußmarsch durch die wilde und karge Landschaft.
Am dritten und zugleich letzten Tag des langen Fußmarsches sehen wir endlich das erste Mal unser Objekt der Begierde – das Massiv des
Great Trango und den Nameless Tower. Wir sind überwältigt und wissen, dass sich die Strapazen der letzten sechs Tage gelohnt haben.
Das Basecamp ist bereits gut besucht und so stellen wir unsere Zelte auf die freien Plätze zwischen Südafrikanern, Koreanern, Slowaken
und Polen. Selbst der von uns getaufte Ziegenbock „Franzi“, der selber seine eigenen Beilagen, einen Sack Zwiebeln und einen Sack
Kartoffeln, auf dem Rücken ins Basislager schleppen musste, hat’s geschafft und genießt hier im Basislager die Grünflächen und das Nichtstun,
ehe es ihm zwecks „BBQ“ an den Kragen gehen soll.
Dann heißt’s Auspacken, Organisieren, Planen, Tee trinken, Wetterinfos einholen, Equipment sortieren und früh in die Federn, denn wir wollen
bereits am nächsten Tag Richtung Little Trango (5500 m) – ein kleiner freistehender Granitturm zwischen Great Trango und Nameless Tower,
aufbrechen. Am nächsten Tag reißt uns der Wecker um drei Uhr aus den Schlafsäcken. Frühstücken und Abmarsch durch den langen
und gefährlichen Aufstiegsgully. Als wir die Scharte auf 5200 m erreichen, ziehen Wolken auf und es fängt an zu schneien. Wir warten, ge-
nießen die dünne Luft und das wilde Ambiente, verstecken unsere Ausrüstung an einem Depotplatz und machen uns auf den Weg zurück
ins Basislager. Wir brauchen dringend einen Tag Pause.
Nach einem Ruhetag sind wir wieder unterwegs mit Sack und Pack in Richtung Sonnenterrasse, einem großen Biwakplatz, und zum
Einstieg zu den Routen am Nameless Tower. Endlich können wir Hand anlegen an den goldgelben Granit und haulen und schlep-
pen wie die Esel. Max, Jakob und Hannes kümmern sich um die Haulbags, während Flo und ich vorsteigen, um die Seile zu fixieren. Es
tut gut zu klettern. Auf der Sonnenterrasse angekommen, sind wir überwältigt und leider fix und fertig, alle bis auf Max. Max ist zwar der
Teamälteste, aber, der mit den meisten Höhenmetern in den Beinen, der mit der meisten Höhenerfahrung, derjenige, der die Hochträger an
den Achttausendern in die Hochlager tragen könnte wenn er wollte und sicherlich einer der Zähesten von uns. Wir kochen und versuchen zu
schlafen, aber keiner bringt ein Auge zu und Kopfschmerzen machen sich bemerkbar. Ein Indiz dafür, dass wir noch nicht akklimatisiert sind –
wie denn auch, es ist ja gerade mal der dritte Tag. Wir lassen das Material zurück und seilen ab. Zwei Tage Pause, Tee trinken, Lesen, Karten
spielen. Danach starten Max und ich erneut durch den steilen Gully Richtung Nameless Tower. Wir wollen die Slowenenroute in einem Zug
vom Basecamp zum Gipfel versuchen, das Ganze natürlich am besten Onsight und in einem Tag. 2300 m Höhenunterschied, Schwierigkeiten
bis 8+ und unsichere Verhältnisse in der steilen Wand, all das und noch viel mehr soll uns erwarten. Nach ca. 7 Seillängen feinster Risskletterei
ist aber leider Schluss mit dem Onsight-Gedanken, denn vereiste Risse, Eisglasuren an der Wand, schattige Verschneidungen, Nässe und Kälte
machen uns das Leben in der Senkrechten schwer. Wir kämpfen uns über die nassen und eisigen Passagen und ca. 100 Höhenmeter unterm
Gipfel ist dann Schluss mit (un)lustig. Wir sind ausgebrannt, durchgefroren und die Verhältnisse sind derart schlecht, dass wir uns entscheiden
müssen, das Handtuch zu werfen. Eine harte Entscheidung, aber eine gute.
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