Sitz der Götter
August 2012.
Alex, Thomas, Mario und die Timeline-Jungs stan-
den nach ihrem mühevollen 60 Kilometer Anmarsch
endlich am Fuß des Mount Asgard. Vorfreude mengte
sich mit einem Gefühl von Ungewissheit. Plötzlich
lichteten sich die Nebelschwaden und gaben den Blick
auf den gewaltigen Südturm frei. Doch der Euphorie
wurde rasch ein Dämpfer mit den Ausmaßen eines
Hammerschlages von Donnergott Thor persönlich
versetzt:
„Es krachte ständig und der Zustieg durch das
Einstiegscolouir sah aus wie ein Kriegsschauplatz.
Steine, so groß wie halbe Autos, lagen herum.“ Gefahr
lag in der Luft, doch sie war kalkulierbar. Dank der
Informationen der bayerischen Erstbegeher sowie
der Belgier, die freundschaftlich jede Unterstützung
gewährten, wusste das Team, dass man sicher sein
würde, sobald der Zustieg hinter einem lag und man
in der Route war. Zum Risikoaspekt eines solchen Un-
terfangens meint Thomas: „Wir konnten die Gefahren
relativ gut einschätzen und die Gefahrenmomente
minimieren. Außerdem wussten wir, dass wir auf
einer perfekten Route unterwegs sein werden.“
Seillänge eins.
Ready, Set und doch nicht gleich Go.
Denn das Eis war seit 1996 markant zurückgegangen
und hatte eine unmöglich aussehende Passage gleich
auf den Anfangsmetern hinterlassen. Ein Problem, mit
dem auch die Belgier bei ihrer Begehung zu kämpfen
hatten. Diese mussten ihren Techno-Joker Silvia Vidal
vorschicken, bis sie die Seillänge headpointen konnten
und mit 5.12c bzw. 7c/ E8 bewerteten.
Auszug aus Thomas’ Baffin-Notizen:
„Los im ersten Versuch. Ja, ich weiß.
Ich kann es. Am 2. Keil (nicht schwer)
verwurschtel ich mich und fahre aus einer
Klemme – mit dabei ein Stückerl Haut vom
linken Daumen. So ein Sch ...!
Runter, warten bis die Blutung gestillt ist –
und das dauert, wenn alles Blut durch die
Arme fließt, ist da ganz schön Druck
drauf. Nur gut, dass die Hose schwarz ist,
weil sonst würd’ ich ausschaun wie ein
Metzger. 2. Versuch: Jetzt läufts: Riss,
Rissquergang, Rampe (diesmal besser),
aber immer noch mit etwas Respekt
hier vor dem Schlüssel-Move.”
Die entscheidenden Meter
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...94