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Das Fazit hört sich heftig an:
„Der Monster ist brutal schwer“,
sagt Charly Fritzer.
Der Weg durch den Plattenpanzer
sei kaum zu finden, die ersten
Längen seien vor allem eine
„moralische Herausforderung“,
etwa mit einem Quergang, der
15 Meter von der Sicherung weg-
führt, und schließlich sei die
Schlüsselstelle, weiter oben, kurz
vor Schluss, schwer zu knacken.
„EINE ECHT WILDE ROUTE
MIT EXTREM WENIG SICHERUNGEN,
20 METER ZU STÜRZEN, IST ABSOLUT
REALISTISCH.“
Alexander Huber
VOM MONSTER MAGISCH ANGEZOGEN
Schon von der Straße aus hatte er früher den überhängenden
400 Meter hohen Pfeiler des Feuerhorns immer bewundert. „Man
fährt vorbei, schaut rauf und denkt: voll fett“, sagt Charly. „Jedes
Kletterer-Herz müsse da höher schlagen”, meint der 32-jährige
Kärntner, der seit einigen Jahren im Berchtesgadener Land eine
zweite Heimat gefunden hat. Er wusste: „Huber-Routen sind immer
für eine Überraschung gut.“ Und weil er solche Abenteuer des Un-
vorhersehbaren liebt, hatte er sich „Monstermagnet“ zum Projekt
ausgewählt. Als eine
der vier Klassiker, wartete diese Route noch
jungfräulich auf die erste Wiederholung. Und von den Hubers wusste
Charly, dass „die Tour wohl auch moralisch sehr anspruchsvoll ist.“
Bei minimalem Bohrhakeneinsatz und oft nicht abzusichernden
Felsen riskiert der Kletterer tiefe Stürze. Er war gewarnt.
Im Herbst 2011 hat Charly dann auch gleich ein paar „Monster“-
Flugstunden genommen. „Bei einem Trittausbruch kurz vor
dem sicheren Stand stürzte ich 20 Meter tief, bis unter den Stand
von Mario Walder, der mich sicherte“, erzählt der Profi, der als
Industriekletterer seinen Lebensunterhalt verdient und schon
einige andere alpine Klassiker des neunten Schwierigkeitsgrades (7c)
abgeräumt hat. Mario verlor bei dem Sturz seinen Kletterschuh,
weshalb sie fortan einen von Charly hin und her seilten. „An diesem
Tag waren wir heilfroh, auf dem Gipfel angekommen zu sein.“ Eine
Wiederholung, aber ohne Rotpunkt – so sollte es nicht bleiben.
2012 war Charly wieder an der Reiter Alpe, „der Monster“ mit seinen
zwölf Seillängen war reif. Zum Auschecken der oberen schweren
Längen (IX+) und der Schlüsselstelle hat er sich ein paar Mal allein
von oben in die Wand geseilt. Schließlich war er sich sicher:
Als Partner bat er seinen Freund Matthias Wurzer an den Fels.
Und dann: „Ging es ganz geschwind in einem Tag.“
Rotpunkt.
Monstermagnet ist
ein Plattenpanzer, in dem
man sich leicht versteigt.
Ich bin einige Male ins
Seil gehüpft.
Charly Fritzer