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sind Alex und Thomas in ihrem Leben viel,
wenn auch nicht ausschließlich. Auf Phasen
des brüderlichen Miteinanders folgten solche,
in denen jeder seinen eigenen Weg ging.
Ein frühes Beispiel: Während Alex etwa mit Om, Open
Air u.ä. die Tür in Richtung neuntem Franzosengrad im
Sportklettern aufstieß, eröffnete Thomas mit End of
Silence (8b+), eine der schwersten alpinen Mehrseil-
längentouren seiner Zeit. Dass auch andere Mütter
felsbegabte Söhne haben, ist eine Selbstverständlich-
keit, die Alex und Thomas schon immer bewusst war.
Auch wenn ihr Felsleben sehr von Brüderlichkeit
geprägt war und ist, haben sie es trotzdem stets
verstanden, in unterschiedlichen Seilschaftskonstel-
lationen und mit anderen Partnern ihre Kletterträume
zu verwirklichen. Thomas dazu: „Wir funktionieren
einfach super miteinander und ergänzen uns perfekt,
aber es ist auch wichtig, dass wir hin und wieder
unterschiedliche Wege gehen und wenn´s passt, dann
machen wir halt wieder eine Geschichte gemeinsam.“
Diese von Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit
geprägte Kletterpraxis lässt sich anhand der Kletter-
karriere der beiden Brüder gut nachvollziehen: 1997
gelang ihnen am 7108 m hohen Latok gemeinsam
mit Toni Gutsch und Conrad Anker die Route Tsering
Mosong (VII+/A3+). 2001 gelang Thomas ohne Bruder
Alex, dafür mit Iwan Wolf eine außergewöhnliche
Begehung am Shivling (6543 m) – Shiva’s Line (7/A4)
zählt zu den magischen Linien des Himalaya und die
Begehung wurde mit dem Piolet d’ Or, dem inoffiziellen
Kletteroskar, ausgezeichnet. Im darauffolgenden
Jahr war Thomas zusammen mit Iwan Wolf und Urs
Stöcker bei der Zweitbesteigung des Ogre (7285 m)
erfolgreich. Alexander kletterte free solo durch die
Hasse-Brandler an der Großen Zinne. Ohne Sicherung,
ohne Seil, dafür mit viel Nerven und Kraft! Und an der
Westlichen Zinne zeigte er mit seinen Erstbegehungen
Bellavista (2002) und Pan Aroma (2007), dass er auch
mit Seil gut klettern kann. Nahe seines Heimatortes,
auf der Loferer Alm, gelang Alex zusammen mit dem
talentierten Goinger Guido Unterwurzacher Routen
wie Donnervogel und Feuertaufe. In beiden
Routen finden sich bei minimaler Absicherung
Schwierigkeiten bis 8b+ und können in dieser
Hinsicht zweifellos zum Anspruchsvollsten
gezählt werden, das sich finden lässt.
Der Zufall „Mario“
Der Osttiroler Mario Walder, ein weiterer junger und vielver-
sprechender Alpinist, ist spätestens seit der Expedition an den
Nameless Tower im Karakorum zu einem der Seilpartner ge-
worden, den man bei den „großen Geschichten“ gerne am Berg
dabei hat. Alex Huber hatte Mario durch Zufall 2006 in Patagonien
kennengelernt: Gemeinsam unternahmen die beiden dort einige
Touren und stellten fest, dass sie klettertechnisch wie menschlich
super miteinander auskamen. „Der Mario ist ein fitter Bursche,
der fackelt nicht lang rum“, beschreibt Alex seine Qualitäten.
Eine ähnliche Meinung hat auch sein Bruder: „Mario ist ein
total guter Spezi und obendrein ein super Alpinist, auf den
man sich 100%ig in jeder Situation verlassen kann.“
Wichtig bei Seilschaften, die gemeinsam in das Ungewisse
aufbrechen, ist aber vor allem der gemeinsame geistige Horizont.
Hier erwies sich Mario als quasi Bruder im Geiste, denn: „Ich lege
sehr viel Wert auf Ethik. Fast alle meine Erstbegehungen sind im
klassischen Stil. Ich finde es ist sehr wichtig, dass alte Klassiker
so bleiben wie sie sind. Man sollte den Stil der Erstbegeher und
den Berg respektieren. Es gibt für mich nichts Schöneres, als mit
Menschen oder Freunden in die Berge zu gehen und neue Wege zu
finden. Eine Linie zu sehen und sie dann zu klettern, ist für mich
das Größte – nur die Linie zählt!“ Weiters vereint Mario Walder und
die Huber-Brüder neben der „starken Vorstiegsmoral“ auch die
enorme Vielseitigkeit: „Ich fühle mich in jedem Gelände recht wohl,
Eis, Schnee, Fels, brüchig oder auch nicht. Dadurch kann man
natürlich sehr viel auf jedem Berg in der Welt machen.“
Man könnte also ohne Weiteres von einer erweiterten
Bruderschaft sprechen. Einer, die durch die intensiven
Erlebnisse am gemeinsamen Seil geknüpft wurde.
Eine, die vielleicht mit dem Bild eines Stammes, eines
Tribes, dessen Angehörige dieselbe Leidenschaft eint,
am besten veranschaulicht werden kann.
Die Familie wächst ...
Und wenn wir schon von einem Tribe sprechen, dann muss man
auch Max Reichel und Franz Hinterbrandner dazuzählen. Die unter
Timeline Production firmierenden Berchtesgadener haben sich in
der Szene schon lange einen Namen als kompetente und begeist-
erungsfähige Extremfilmer gemacht. Wie bei einer Seilschaft gilt
es auch mit einer Film-Crew zusammenzuwachsen, weil vor allem
bei abenteuerlichen Projekten Vertrauen und Verlässlichkeit
die wichtigsten Ingredienzien sind.
Die Verbindung der Huberbuam zu Max und Franz hat sich durch
Jahre gemeinsamer Aktivitäten und unzähliger gemeinsamer
Produktionen, wie „Centre of the Universe“, „Eiszeit“ oder die
bereits erwähnte „Eternal Flame“ gefestigt. Das größte ge-
meinsam gestemmte Projekt der Freunde war sicher die mit
dem bayerischen Filmpreis ausgezeichnete Doku „Am Limit“,
bei der Reichel und Hinterbrandner ihre Kamera Skills und
ihr Know-how einbrachten. Und abermals hieß es ans Limit
zu gehen. Am Ende der Welt. Dafür mit dem „besten Haufen“,
den man sich für ein solches Unternehmen wünschen kann.
Miteinander
geklettert
„ ... Denn Leute,
die auf deinem Level klettern,
findest du leichter als Leute,
die deine Philosophie vom
Klettern teilen.“
Alex +
thomas
Infos zu Route &
Position in der Wand
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