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www.ramsau.comDachsteiner
„
Mit angezogener Bremse
Schladming war in dieser Zeit die
führende Fremdenverkehrsgemeinde,
1894 wurde erstmals ein Verschö-
nerungskomitee einberufen. Zum
Fremdenverkehr in der Ramsau gibt
es vor dem ersten Weltkrieg nur
wenig konkrete Angaben. Obwohl
im Dachsteinführer von 1886 auf die
Möglichkeiten der Ramsau in Bezug
auf eine „ständige Sommer-Colonie“
hingewiesen wird. Später wurde der
Ramsauhof als erste Pension errich-
tet, auch der Kulmwirt bot mehrere
Gästezimmer an. Beim Pehab konnte
man eine „bequeme Nachtherberge“
finden, welche aber nicht zwangsläu-
fig für den Fremdenverkehr gedacht
war. Doch mit der Zeit wurde die
Unterbringung von Gästen immer
beliebter. 1909/10 wurde die Straße
von Schladming nach Ramsau erbaut
– diese brachte eine wesentliche
Erleichterung hinsichtlich der Erreich-
barkeit, da man vorher nur mühsam
über Karrenwege in die Ramsau
gelangte.
Durch den Ersten Weltkrieg gab
es eine zögernde Entwicklung im
Fremdenverkehr, wobei in den ersten
Nachkriegsjahren ein Aufschwung
stattfand. Auf Initiative des Kulmwir-
tes Matthias Berger wurde 1923 ein
Fremdenverkehrs- und Verschöne-
rungsverein in der Ramsau gegrün-
det, während der Gemeinderat 1926
ein Fremdenverkehrsbüro – welches
für die Vermittlung von Sommerwoh-
nungen zuständig war – installierte.
Eine Zweigleisigkeit, die der Sache
nicht immer dienlich war. Trotz-
dem entwickelte sich der Touris-
mus positiv, 1927/28 standen den
Ramsauer Gästen knapp 500 Betten
zur Verfügung. Und auch wenn die
Wirtschaftskrise in der Ramsau ihre
Spuren hinterließ, die Zahl der Pensi-
onen und Privatzimmervermietungen
stieg. Die Region lebte nur von den
Sommerfrischlern, der Winter war
zu dieser Zeit touristisch gesehen
bedeutungslos.
Armes Volk inmitten reicher Natur
Die Geschichte des Ramsauer Tou-
rismus beginnt Mitte des 19. Jahrhun-
derts. Der Bergbau in den Niederen
Tauern war vollständig zum Erliegen
gekommen, die Milchwirtschaft hatte
so gut wie keine Verbraucherzentren,
in der Ramsau wurde beim Roggen
nur der dreifache Ertrag der Aussaat
geerntet. Durch den Zusammenbruch
des Bergbaus und den Einstellungen
der kleinen Eisenwerke blieb ein wich-
tiger finanzieller Nebenverdienst für die
Bewohner aus. Geld für Steuern oder
Dienstboten fehlte, was dazu führte,
dass Bauern aus abgeschiedenen
Seitentälern den Markt nicht beliefern
konnten. Eine ausweglose Situation
ohne Hoffnung auf Veränderung. Ein
armes Ennstal, einzig reich an der
atemberaubenden Naturlandschaft.
Der Ausweg dieser festgefahrenen
Situation kam mit einem lauten „Tut
Tut“. Die Ennsregulierung 1860 war
Voraussetzung für den Bau der Ei-
senbahn, welche die Postkutsche bei
langen Strecken ersetzte. Vor allem die
Bewohner der Städte wollten endlich
die Alpen erkunden – jedoch rasch
und bequem. Somit war der Ausbau
der Strecke von Selzthal nach Bischof-
shofen 1875 der Startschuss für den
Fremdenverkehr im oberen Ennstal.
„Touristen und Sommerfrischler suchten Schladming auf und gaben sich
die Hände, aufs Jahr zahlreicher wiederzukommen.“
Das Grazer Volksblatt 1876
Ramsauer Bauern bei der Getreideernte
Der Autobus bringt Gäste wieder zurück zum Bahnhof Schladming
GIPFELSIEG