21
20
www.ramsau.comDachsteiner
F
rank Ullrich war schon vieles:
Olympiasieger, Weltmeister,
Gesamtweltcupsieger oder Bun-
destrainer der deutschen National-
mannschaft. Seit Jahrzehnten ist
er Teil der nordischen Sportszene,
hat alle Hochs und Tiefs miterlebt.
Seine Biathlon-Erfolge als Aktiver
und Trainer sprechen für sich, von
2012 bis 2015 war er auch für die
Schilanglauf-Nationalmannschaft
verantwortlich. Eine Sache ist jedoch
gleich geblieben: Das alljährliche
Trainingslager der deutschen Spitze-
nathleten in Ramsau am Dachstein.
Und so verwundert es nicht, dass
Ullrich die Region ganz genau kennt.
Inklusive aller Anstiege.
Dachsteiner: Herr Ullrich, können
Sie sich kurz selbst vorstellen?
Frank Ullrich, geboren am 24. Jänner
1958 in der DDR. Aktiver Biathlet
von 1974 bis 1985, meine größten
Erfolge: die Olympischen Spiele
1980 (1x Gold, 2x Silber), 9x Welt-
meister, 4x Gesamtweltcupsieger
Biathlon. Danach war ich Trainer der
DDR-Nationalmannschaft, später der
deutschen Biathlonmannschaft. Bis
2010 war ich Bundestrainer, dann
habe ich mich etwas zurückgezogen
und mich mehr um den Nachwuchs
gekümmert. 2012 wurde ich dann
vom Sportdirektor gebeten, die
Nationalmannschaft der Schilangläu-
fer zu übernehmen. Ich habe lange
gehadert, habe aber schlussendlich
„ja“ gesagt.
Wie sind Sie eigentlich zum nordi-
schen Sport gekommen?
Mein Vater war Kampfrichter beim
Biathlon. Ich habe als Langläufer
begonnen, habe aber unglaublich
viele Emotionen in das Schießen ge-
Ein deutsches
Urgestein
INTERVIEW - Frank Ullrich
legt, weil mich die Kombination von
Laufen und Schießen immer schon
faszinierte.
Was macht für Sie den Reiz aus?
Die beiden Komponenten: Laufen
und Schießen. Und der nordische
Schisport an sich gehört für mich
auch zur Lebensqualität. Ich laufe
heute noch sehr viel Schi. Es ist
einfach schön, wenn man Körper und
Geist in solch einer Situation zusam-
menbringen kann.
Sie laufen auch viel in der Ramsau,
so wie viele andere aktive Athleten.
Was macht die Ramsau so beson-
ders?
Die Komplexität. In der Ramsau
hat man viele Möglichkeiten – man
kann am Gletscher trainieren, die
Rollerbahn nutzen oder auf den
Schießstand gehen. Man kann ein
sehr komplexes Training durchführen.
Außerdem kann man sich auch viel
Kraft aus dem Umfeld holen.
Inwiefern vom Umfeld?
Wir sind zum Beispiel im Hotel Anne-
lies untergebracht, wo wir immer sehr
herzlich und warm aufgenommen
werden. Es ist schon außergewöhn-
lich, wenn es Menschen gibt, die uns
als Mannschaft immer begleiten und
so toll unterstützen.
Und als Privatperson: Was schätzen
sie an der Ramsau?
Eine wunderschöne Gegend in der
die Berge vor der Haustüre sind.
Egal ob im Sommer das Wandern
oder im Winter das Schifahren – es
gibt viele Möglichkeiten um sich zu
bewegen. Ich bin im Trainingslager
auch schon sehr viel mit dem Moun-
tainbike unterwegs gewesen.
Wie oft sind Sie mit dem deutschen
Kader auf Trainingslager?
Das ist unterschiedlich. Wir haben
es meist so eingeordnet, dass wir im
Oktober in der Ramsau sind. Also
wo die Gletschersaison beginnt
und es in Skandinavien noch keinen
Naturschnee gibt. Wir nutzen da
die Kombination aus Gletscher und
allgemeinem Training.
Sie waren als aktiver Athlet und Trai-
ner rund um den Globus unterwegs
– wie schneidet die Ramsau im
Vergleich mit anderen Gebieten ab?
Ich würde schon weit oben sagen.
Auch in der Komplexität. Und ich
habe jetzt gespürt, dass noch mehr
unternommen wird. Wir sind mal mit
den Verantwortlichen zusammenge-
sessen, haben uns verständigt und
ich habe das Gefühl, dass sich die
Ramsau noch offensiver aufstellen
will. Das finde ich sehr gut. Vor allem,
dass man auf den Sport eingeht,
Sportler und Trainer befragt und
dieses „Rundum-Gefühl“ im Auge
behält. Das ist ziemlich einzigartig.
Letzte Frage: Haben Sie einen Ge-
heimtipp für unsere Leser?
Man sollte die vielschichtigen
Möglichkeiten nutzen. Also neben
dem Gletscher vielleicht auch mal
die Wanderwege erkunden. Und im
Hotel Annelies einkehren und sich
verwöhnen lassen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Frank Ullrich
Mark Kirchner, Florian Graf, Andi Birnbacher, Erik Lesser, Simon Schempp