MUHAMMAD YUNUS
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JÄNNER/FEBRUAR 2013
wirtschaftsblatt.at
sterblich. Er kann endlos recycelt werden. Indem wir gemeinnützige Ziele mit Sozialunter-
nehmen erreichen, arbeiten wir nachhaltig.
Im Moment müssen die Staaten die Probleme lösen, die profitmaximierende Personen und
Unternehmen erzeugt haben. Aber der Staat allein kann sie nicht alle lösen, weil Staaten von
ihrem Wesen her langsam und nicht innovativ genug sind – Beschränkungen, die zunehmen,
während die Probleme wachsen und sich vervielfachen. Einzelpersonen und Unternehmen
sind viel dynamischer und kreativer, sie könnten diese Probleme durch die Gründung sozia-
ler Unternehmen viel effektiver angehen.
Die Idee eines Unternehmens, das keine Dividenden ausschüttet, klingt für Einige vielleicht
utopisch, aber ich schätze mich glücklich, berichten zu dürfen, dass mehr und mehr Men-
schen dieses Konzept für sich entdecken. Wir haben eine Reihe von Sozialunternehmen in
Bangladesch gegründet, jetzt entstehen auch immer mehr in Albanien, Haiti, Kolumbien, Cos-
ta Rica, dem Vereinigten Königreich, Japan, Indien, China und Deutschland, um nur einige zu
nennen. Wir können beobachten, dass wir, wenn das Geschäft von der Vorgabe gelöst wird,
einen Profit zu erwirtschaften, eine ganz andere Art von Unternehmen erhalten – eines, das
sich darauf spezialisiert, die menschliche Kreativität zu nutzen, um menschliche Probleme
zu lösen.
Es gibt heute kein Problem, keine Krise der Welt, die nicht mit menschlichem Erfindungs-
reichtum und menschlicher Kreativität gelöst werden könnte. Alles was wir tun müssen, ist,
das richtige institutionelle Umfeld zu schaffen, um der Kreativität freien Lauf zu lassen, die
wir alle in uns tragen, und sie entsprechend zu kanalisieren. Den Sozialunternehmen in un-
seren Ökonomien einen Raum zu schaffen, bedeutet genau das. Tatsächlich können wir Pro-
bleme wie die Arbeitslosigkeit nicht lösen, wenn wir zum alten System zurückkehren. Das
wäre, als würden wir ein Pflaster bei einem Problem verwenden, das eine chirurgische In-
tervention erfordert. Wir müssen das System von Grund auf neu entwerfen und neu kon-
struieren. – eine Gelegenheit, die die heutige Systemkrise uns bietet. Ich glaube sogar, dass
wir eine Welt schaffen können, in der niemand arbeitslos ist, in der das Wort „Arbeitslosig-
keit“ niemand versteht.
Jetzt ist der Moment gekommen, um diese Welt zu erschaffen. Die Gelegenheit dazu dürfen
wir nicht verstreichen lassen.
Aus dem Englischen von Eva Göllner-Breust
Copyright: Project Syndicate, 2013
Foto: APA/Georg Hochmuth
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