RISIKEN 2013
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JÄNNER/FEBRUAR 2013
wirtschaftsblatt.at
Wirtschaftliche Risiken
Auswirkung
wenn die Risiken eintreten
Wahrscheinlichkeit
des Eintretens in den nächsten zehn Jahren
2.5
3
3.5
4
4
3.5
3
2.5
Großer systematischer Finanzausfall
Neue Liquiditäts-Krise
Chronisches Fiskal-Ungleichgewicht
Schwerwiegende
Einkommens-Ungleichheit
Chronische
Arbeitsmarkt-Störung
Unbeherrschbare
In ation oder De ation
Bruchlandung einer
Emerging Economy
Anhaltende Vernachlässigung
der infrastruktur
Unvorhergesehene negative
Folgen der Regulierung
Extreme Volatilität bei Energie-
und Nahrungsmittelpreisen
Wirtschaft
Quelle: World Economic Forum, Jan. 2013
D
ie globale wirtschaftliche Lage ist im Jahr 2013 weiterhin angespannt. Die gro-
ßenWirtschaftsräume USA und Europa müssen mit die Nachwehen der Wirt-
schafts-, Banken- und Schuldenkrise der letzten Jahre verdauen und es gibt
zahlreiche unabwägbare Risiken. Immerhin wurde die Gefahr eines großen,
systematischen Finanzausfalls im Jahr 2012 auf europäischer Ebene durch die
Schaffung des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM eingedämmt und in den Krisen-
herden Griechenland und Spanien ist in der Folge zu Jahresbeginn etwas Ruhe eingekehrt.
Auch die USA konnten eine bedrohliche Situation abwenden und den Sturz von der Fiskal-
klippe verhindern.
Der Zahlungsausfall einzelner Volkswirtschaften ist dennoch auch in Europa noch nicht ganz
vom Tisch. Die Lage ist weiterhin angespannt, könnte doch ein solcher Ausfall einen Erd-
rutsch auslösen und enorme negative Auswirkungen auf dieWirtschaft etlicher weiterer Staa-
ten haben. Für die Experten des World Economic Forums (WEF) ist ein großer, systemati-
scher Zahlungsausfall auch das größte Risiko für die globale Wirtschaft, wenn auch die Wahr-
scheinlichkeit des Eintretens eines solchen in den nächsten zehn Jahren etwas gesunken ist.
In den meisten Staaten ist dennoch weiterhin eisernes Sparen angesagt. Am größten ist der
Druck dabei auf Japan. Das Land muss sein Haushaltsdefizit um rund 18 Prozent reduzieren,
umwieder finanziell nachhaltig wirtschaften zu können. Die USA und Irland müssen ihre De-
fizite jeweils um rund elf Prozent reduzieren. Für das hoch verschuldete Griechenland sollte
es genügen, weitere sieben bis acht Prozent einzusparen. Angesichts der tiefgreifenden Spar-
maßnahmen des letzten Jahres ist dieses Ziel allerdings schwer zu erreiche.
Wahrscheinlicher, aber etwas weniger bedrohlich als einen Zahlungsausfall einer bedeuten-
den Volkswirtschaft schätzt das WEF ein chronisches Fiskal-Ungleichgewicht sowie eine
schwerwiegende Einkommens-Ungleichheit ein. Über die Grenzen einzelner Staaten hinweg
könnten diese Risiken auch soziale und gesellschaftliche Spannungen auslösen, denen sich
die von Krisen weniger betroffenen Staaten stellen müssen. Mit diesen Spannungen einher
könnte eine hohe Volatilität von Rohstoff- und Nahrungsmittelpreisen gehen, die weitere Kon-
flikte auslösen würde. Die Wirtschaft würde unter den schwer planbaren Kosten leiden, die
Bevölkerung unter den steigenden Preisen, die sich auch auf Grundnahrungsmittel nieder-
schlagen könnten. Eine mögliche Folge wäre eine wirtschaftlich unbeherrschbare Inflation
oder Deflation, dieses Risiko wird vomWEF jedoch als vergleichsweise gering eingestuft.
Auch in die Stabilität der Emerging Economies hat das WEF relativ großes Vertrauen. Eine
Bruchlandung einer dieser Wirtschaften ist zwar denkbar, wird allerdings nicht als allzu wahr-
scheinlich eingestuft und hätte wohl auch auf die Weltwirtschaft geringere Auswirkungen.
Die Investments der starken Industrienationen in diese Länder sind immer noch überschau-
bar. Sollte eines dieser Länder zu einem Problemfall werden, dann müssten zwar die dortigen
Investitionen abgeschrieben werden, die Folgen für die internationale Wirtschaft wären je-
doch weniger dramatisch.
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