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BadKleinkirchheimswanderbares
Kunstprojekt bringt viele Impulse
W
anderer sindan sichkeinunge-
wöhnlicher Anblick inBadKlein-
kirchheim.
Der Ferienort liegt am
Fußder sanft gerundeten, grünenNockberge
undpflegt für seineGäste vieleKilometer
Wanderwege. DochdieGruppe, die sichda
unterhalbder evangelischenHolzkirche über
das Sträßchenbewegt, fällt aus demRahmen.
Es sind viele – vielleicht 150 – und sie gehen
imGänsemarsch. KeinWort ist zu hören. Die
Menschen setzen einen Fuß vor den anderen,
so konzentriert, dass sichdieKolonnewie in
Zeitlupe fortbewegt. AmAnfang der Schlange
geht ein ältererMannmit braungebrannter
Halbglatze und schwarzen Turnschuhen.
Es ist Hamish Fulton, ein66-jähriger Künstler
aus England, der imBereich Land-Art und
Performance kreativ ist. Er selbst nennt sich
schlicht „WalkingArtist“. DieWanderung,
ganz klar, ist keineWanderung. Sie ist Kunst.
VieleKünstlerwerden in
denkommenden Jahren in
BadKleinkirchheim zum
ThemaNatur arbeiten.
„Slowalk“ heißt Hamishs Schneckentempo-
Projekt. „Wennwir so langsam gehen, ist das
einbisschenwieMeditation“, sagt der Eng
ländermit dem leuchtendenBlick. „Und ext-
rem langsamesWandernwirdmehr zu einer
FormderWahrnehmung als zu einer Formder
Fortbewegung.“Hamishs „Slowalk“ ist einer
der erstenEvents vonnock/art, dem im Jahr
2012 aus der Taufe gehobenen „wanderbaren
Kunstprojekt“ vonBadKleinkirchheim. Viele
weitere sollen folgen: Indennächsten Jahren
werdennamhafteKünstler in ihrenArbeiten
dieNatur zum Themamachen –mit Skulp-
turen in freier Landschaft, temporärenAkti-
onen, vergänglichenEingriffen indieNatur.
Parallel dazu gibt es Symposien. „DieProjekte
müssennicht jedem gefallen, sollen aber
Neugier wecken“, sagt Kurator Edelbert Köb,
Kunst-Professor und langjähriger Direktor des
MuseumsModerner Kunst inWien. „Es geht
um eine kritischeAuseinandersetzungmit
allenAspekten eines breitenNaturbegriffs.“
Ganz schönmutig von einer Gemeinde, die
zudenwichtigstenösterreichischen Ferien-
orten zählt. Denn es ist gutmöglich, dass die
Arbeitender Künstler amHochglanz-Image
kratzen. nock/art bedeutet aber auch:
mehr Angebote für dieGäste, dieChance
zuVeränderung, positiveSignale nach
innen und außen. ZehnKonzept-Künstler
hat Köb eingeladen, darunter denbritischen
Land-Art-KreativenAndyGoldsworthy, den
Schweizer RomanSigner unddenWiener Bild-
hauerMichael Strasser. Allewarenda, haben
Eindrücke gesammelt und Ideen entwickelt.
Michael Strasser wurde fündig, als er beim
Wandern an einpaar zusammengefallenen,
altenHeustadeln vorbeikam. „Sie stehen
für dasAlte, das anBedeutung verlorenhat
in einer Region, die heute vom Tourismus
lebt“, sagt Strasser. „DieseVeränderung
will ich thematisieren.“DerWiener ließ alte
Holzbalken abtransportieren, trocknen und
härten. Gefärbt und veredelt werden sie am
ursprünglichenOrt wieder zusammengesetzt
– einbunt leuchtender Hingucker.
HamishFulton
nennt sichWalkingArtist.
Für nock/art inszenierte er einen Slowalk–
bei demdieMenschen sichwie in Zeitlupe
vorwärtsbewegten.