Jahresbericht Caritas 2013 - page 10-11

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Suchtarbeit
2013
Pfarrcaritas und sozialräumliches Handeln
2013
„Die Liebe Christi drängt uns“ schrieb schon der
heilige Paulus. Seit jeher hat es unzählig viele Christen
gegeben, die nach der wörtlichen Übersetzung von
„caritas“ – der Nächstenliebe – gehandelt haben. Alle
pastoralen Bemühungen bleiben unglaubwürdig, wenn
sie nicht gekoppelt sind mit der Diakonie, dem Dienst
am Menschen. Einzelne fühlten sich jedoch oft überfor-
dert, wirksam zu helfen. Die Probleme der Menschen
forderten eine organisierte Hilfe. So entstanden ab
dem Jahr 1877 der Reihe nach in verschiedenen Vorarl-
berger Pfarreien Vinzenzvereine, die sich sehr um die
Armenfürsorge bemühten. Nach und nach wurden die
Angebote erweitert – unter anderem mit Kirchen- und
Naturaliensammlungen, zinsfreien Wohnbau-Darlehen
sowie Erholungswochen für tuberkulosegefährdete
Kinder und später auch für SeniorInnen.
Drei wichtige Säulen
Heute baut die Pfarrcaritas auf drei wichtige Säulen:
Die Anwaltsfunktion für soziales Engagement in den
Pfarren, um alle Menschen, die in diesem Bereich tätig
sind zu unterstützen – so konnten in insgesamt 115
Veranstaltungen 7.200 Menschen erreicht werden;
eigene Freiwilligenprojekte mit dem Ziel, pfarrliche
Netze noch enger zu knüpfen – man denke hier nur an
die Sozialpaten, das Spaziergangsprojekt für Demenz-
kranke oder die Lesepaten als Beispiele – und schließ-
lich die Weiterbildungsangebote für sozial Engagierte
und Interessierte. Ein wichtiges Anliegen ist es auch,
Menschen in ihrem freiwilligen Engagement zu schulen
und zu begleiten.
Die Haussammlung, bei der landesweit rund 1.500
Menschen von Tür zu Tür gehen, bildet eine wichtige
finanzielle Basis für die Caritasarbeit – gleichzeitig ist
dies eine Form nachgehender Pastoral und eine Mög-
lichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Die youngCaritas wurde 1999 als Jugendcaritas ins
Leben gerufen. Vorrangiges Ziel ist es, einerseits die
Arbeit der Caritas jungen Menschen zu vermitteln und
zudem die Jugend für soziale Themen zu sensibilisie-
ren. Dass dies sehr gut ankommt, ist beispielsweise
beim LaufWunder ersichtlich - in Vorarlberg gingen
dabei in den vergangenen Jahren bis zu 4.000 Läufe-
rInnen an den Start, um Hilfsprojekte in Äthiopien und
zuletzt in Ecuador zu unterstützen. Verändert hat sich
die Arbeit der youngCaritas dahingehend, dass die
Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu Exper-
ten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Erfolgreiche
Beispiele dafür sind die Anti-Rassismus-Workshops
oder das Jugendbotschafterprojekt, wo junge Men-
schen Themen, die ihnen wichtig sind, nach Außen
tragen. Hinzu kommen neu auch vier Lerncafés zur
Förderung von SchülerInnen aus einkommensschwa-
chen Familien.
Fakten und Zahlen:
Einsatzstunden
SpaziergängerInnen
2.145
SozialpatInnen
47.200
LesepatInnen
973
Schon in der Bezeichnung „Caritas der Diözese Feldkirch“ wird deutlich, dass
Caritas und Pfarren sehr eng kooperieren. Gemeinsam wurden und werden
Antworten auf die Nöte der jeweiligen Zeit gesucht.
Nächstenliebe
im Alltag
1952:
Beratungs-
stelle „Trinker-
fürsorge“ wird
eröffnet.
1946:
Aufruf zum
Caritassonntag.
Unterstützt werden
Erholungsplätze
für unterernährte
Kinder und allein-
stehende alte
Menschen.
1973:
Caritas
errichtet die erste
„Altenstube“ in
Vorarlberg. Damit
wird ein Ort der
Begegnung für
ältere Menschen
geschaffen.
1999:
Eine
Anlaufstelle
speziell für
Jugendliche –
die youngCaritas
– wird ins Leben
gerufen.
1976:
Der Sozial-
medizinische Dienst
baut die Nachbetreu-
ung von Alkohol- und
Suchtkranken weiter
aus. Jetzt können Be-
troffene hier im Land
behandelt werden.
1991:
„H.I.O.B“ nimmt ihre
Tätigkeit auf. Die Caritas
weitet ihr Engagement auf
ein neues Gebiet aus. Es
handelt sich dabei um die
Unterstützung drogenab-
hängiger Menschen.
In den frühen Jahren des Caritasverbandes lag das
Hauptaugenmerk der Trinkerfürsorge in erster Linie
auf der Informationstätigkeit gegen den Alkoholmiss-
brauch. Der hohe Alkoholkonsum in der Bevölkerung
und die Folgen für die Betroffenen sowie deren Fami-
lien wurde bereits in den 20-er und 30-er Jahren in der
Caritaszeitschrift „Nächstenliebe“ angeprangert. Unter
dem Titel „Krieg dem Krug“ fand der Autor dabei 1925
scharfe Worte: „Es sind geradezu niederschmetternde
Enthüllungen, die das statistische Landesamt in Bezug
auf den Alkoholverbrauch in Vorarlberg machte …
Ja freilich scheint es unglaublich zu sein, dass es auf
den Kopf mehr Bierverbrauch trifft als im Deutschen
Reich …“ Die fachliche Tätigkeit im Bereich der so ge-
nannten Suchtkrankenfürsorge begann im Jahre 1952
mit Sprechstunden. 1956 errichtete die Caritas Vorarl-
berg eine eigene Beratungsstelle in Feldkirch.
Stete Entwicklung
Die ständig steigende Zahl an PatientInnen machte
eine Personalaufstockung nötig. Frau Rosl Bitschnau
übernahm die Funktion der leitenden Fürsorgerin der
Beratungsstelle und hielt gemeinsam mit Dr. Kornelius
Kryspin-Exner eine Reihe von Schulungsveranstal-
tungen ab. Nicht zuletzt der große Einsatz von Rosl
Bitschnau machte 1976 die Eröffnung des Kranken-
haus Stiftung Maria Ebene für Suchtkranke möglich.
PatientInnen konnten nun im Land behandelt werden.
Zusätzlich baute der Sozialmedizinische Dienst der
Caritas das wichtige Angebot einer Nachbetreuung
weiter aus. Nach und nach wurde das Angebot mit
zwei Wohngemeinschaften in Feldkirch sowie regio-
nalen Beratungsstellen ergänzt. Anhaltend hohe Klien-
tInnenzahlen sind eine stete Herausforderung des im
Jahr 2011 umstrukturierten Fachbereichs Suchtarbeit.
„2012 gab es eine Steigerung der KlientInnenzahlen
um 25 Prozent, dieses hohe Niveau hat angehalten“,
erläutert Fachbereichsleiterin Monika Chromy. Pri-
märes Ziel dabei ist, die fachlich qualifizierte Betreu-
ung und Unterstützung von Menschen mit ihren Sucht-
problematiken mit einem engagierten Team ständig
weiter zu entwickeln. Die Caritas Suchtarbeit orientiert
sich am Willen, den Zielen und den Möglichkeiten der
hilfesuchenden Menschen und möchte niederschwellig
und präsent in der Gesellschaft sein. Ein besonderer
Schwerpunkt bildet die Unterstützung der Familien-
systeme der KlientInnen.
KlientInnenzahlen Suchtfachstelle:
Sich Veränderungen anzupassen und Bewährtes stetig weiter zu entwickeln –
das hat sich die Suchtarbeit der Caritas Vorarlberg auf ihre Fahnen geheftet.
Strategien, um das
Leben zu meistern
Bereich
2011 2013
Suchtberatung (illegale Substanzen)
79
84
Suchtberatung (Alkohol,
Medikamente)
768
986
Essstörungen
33
47
Gemeinwesenarbeit
186
136
Gesamt
1.094 1.278
Caritas Café
511
673
1,2-3,4-5,6-7,8-9 12-13,14-15,16-17,18-19,20-21,22-23,24-25,26-27,28
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