Flüchtlings- und Migrantenhilfe
2013
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1956:
Unruhen in
Ungarn lösen eine
enorme Flüchtlings-
welle in Richtung Ös-
terreich aus. Familien,
Gasthöfe und Pfarren
nehmen insgesamt
2.000 Menschen auf.
1992:
Eine eigene
Flüchtlingsstelle
der Caritas im Land
nimmt als Folge der
Flüchtlingsströme aus
Kroatien und Bosnien-
Herzegowina ihren
Dienst auf.
2004:
Die
Caritas über-
nimmt die
Grundversor-
gung der Asyl-
werberInnen im
Land.
Die Anfänge der Flüchtlingshilfe der Caritas Vorarlberg
liegen in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Nach
Möglichkeit wurden Flüchtlinge bei Familien unterge-
bracht. Arbeitsfähige Flüchtlinge wanderten vielfach
nach Amerika aus, hier kam der Caritas Vorarlberg vor
allem eine beratende und vermittelnde Funktion zu.
Unruhen in Ungarn lösten 1956 eine enorme Flücht-
lingswelle in Richtung Österreich aus. Viele Pfarren
und Gasthöfe erklärten sich bereit, Flüchtlinge aufzu-
nehmen. 2.000 Menschen wurden so unterstützt. Eine
eigene Flüchtlingsstelle der Caritas wurde schließlich
1992 eingerichtet. Aus den Bürgerkriegsgebieten in
Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden bis zu
3.500 Frauen, Männer und Kinder betreut. Sehr groß
war damals auch die Hilfsbereitschaft der Vorarlberger
Bevölkerung, viele damalige Flüchtlinge sind zwi-
schenzeitlich sehr gut in ihrer neuen Heimat integriert.
Seit 2004 übernimmt die Caritas die Grundversorgung
der AsylwerberInnen in Vorarlberg im Auftrag von
Bund und Land.
Vermehrt Einzelpersonen
Menschlichkeit und Solidarität prägen auch heute oft
die Arbeit in der Flüchtlingshilfe. So beispielsweise bei
der (Wieder-)Eröffnung des „Tobelhauses“ in Raggal
– nach den positiven Erfahrungen in den 90-er-Jahren
hieß die Gemeinde auch 2013 die Flüchtlinge herzlich
willkommen. Oder die großartige Unterstützung der
Batschunser Bevölkerung nach einem Brandanschlag
auf das Flüchtlingshaus, der zu Beginn des Jahres
schockierte. Prägend für die Arbeit der Flüchtlings-
und Migrantenhilfe im Jahr 2013 war die Tatsache,
dass vermehrt Einzelpersonen als AsylwerberInnen
nach Vorarlberg kamen. Das stellt die MitarbeiterInnen
vor große Herausforderungen, um die Unterbringung
und Betreuung möglichst gut zu koordinieren. Erfreu-
lich ist hierbei die Tatsache, dass nach Gesprächen
mit der Vorarlberger Landesregierung eine sukzessive
Anpassung der Unterbringung und Betreuung an die
Bedürfnisse der AsylwerberInnen erfolgen soll. Durch
die kürzere Verfahrensdauer müssen die Menschen
auch in kürzerer Zeit auf ihr späteres Leben vorbereitet
werden. So ist beispielsweise die Anzahl der Deutsch-
und Alphabetisierungskurse in den vergangenen vier
Jahren von 25 auf 67 angestiegen. Im vergangenen
Jahr wurden auch die Weichen dafür gestellt, dass
jugendliche AsylwerberInnen in bestimmten Berufen
eine Lehre absolvieren dürfen.
In der langjährigen Geschichte der Caritas Flüchtlingshilfe war in erster Linie
Flexibilität gefordert. Wechselnde Krisenherde weltweit verlangten nach ange-
passten Lösungen, um den Menschen effektive Hilfe zukommen zu lassen.
Wenn Flucht die
letzte Chance ist
2011 2012 2013
AsylwerberInnen
in Vorarlberg
853
980 1025
Unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge
31
57
32
Geleistete Stunden
Nachbarschaftshilfe
33.106 32.992 39.054
1964:
Auf Initiative des
damaligen Direktors der
Sonderschule Bludenz,
Alfred Simoni, wurde
in Bludenz die erste
„Beschützende Werk-
stätte für Behinderte“ in
Vorarlberg eröffnet.
1989:
Eine weitere
„Beschützende Werk-
stätte“ wird in Schruns
eröffnet.
Die Vorarlberger
Illwerke stellen dazu
das alte Bahnhofsge-
bäude zur Verfügung.
1993
:
Eröffnung der
Werkstätte Ludesch
sowie der vollbetreu-
ten Wohngemein-
schaft „Benjamin“ für
Menschen mit Behin-
derung in Vandans.
Auf Initiative des damaligen Sonderschuldirektors
Alfred Simoni (ein ausführliches Portrait ist auf Seite
18) konnten Sonderschul-AbsolventInnen an Nach-
mittagen kleinere Arbeitsaufträge erledigen. Bald
entstand der Wunsch, eine ständige Einrichtung dieser
Art zu schaffen – 1964 wurde so die erste „Beschüt-
zende Werkstätte für Behinderte“ im Land gegrün-
det. Die Jugendlichen kamen aus dem ganzen Land
und bald zeigte sich die Notwendigkeit, eine zweite
Werkstätte zu schaffen. 1966 wurde diese in Feldkirch
eröffnet, weitere Werkstätten entstanden in Ludesch
und Schruns. Neben Arbeitsprojekten wurden auch
Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung
gegründet. Es zeigte sich, dass durch eine gezielte
Förderung und eine umsichtige Begleitung ein weit-
gehend selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit
Behinderung organisierbar ist.
Die gesellschaftliche Herausforderung ist heute, ge-
meinsam mit Menschen mit Behinderung eine inklusive
Gesellschaft umzusetzen. Jedem Menschen soll in
dem Maße, die seine Fähigkeiten und Möglichkeiten
erlauben, Verantwortung für sich selbst zugetraut wer-
den. Es gibt immer einen Bereich, wo dies möglich ist.
Verantwortung übernehmen heißt, ernst genommen zu
werden, nicht völlig abhängig von anderen zu sein und
dadurch ein gestärktes Selbstwertgefühl zu spüren.
Voraussetzung dafür sind Empathie und Wertschät-
zung aller Beteiligten. Ziel muss eine selbstverständ-
liche Teilhabe an der Gesellschaft sein.
Verantwortung übernehmen
Dies geschieht einerseits in den Werkstätten und
Wohngemeinschaften, andererseits durch die Ange-
bote von „Kompass“ mit individuell angepassten Ar-
beits- und Qualifizierungsmöglichkeiten sowie „Leben
in Selbständigkeit“ als Unterstützung auf dem Weg in
ein möglichst eigeständiges Leben. Nicht „Machen“
sondern „Ermöglichen“ ist dabei die Zielsetzung – es
gilt, Menschen mit Behinderung so zu stärken, dass
sie für sich selbst sprechen und Eigenverantwortung
tragen – auch wenn es manchmal unbequem ist. Als
eine Konsequenz daraus wurden in den Werkstätten
Gruppensprecher gewählt. Das vergangene Jahr 2013
war für den Fachbereich auch ein Jahr der Jubiläen:
Die Werkstätte Ludesch konnte ihr 20-jähriges Beste-
hen und die die Wohngemeinschaft „Sara“ in Nenzing
ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Erfreulich auch die
Übersiedlung der BewohnerInnen der „WG Lea“ von
Dalaas ins neue Pfarrzentrum „zemma“ in Bludenz.
Fakten und Zahlen:
13.870 Betreuungstage
in den voll- und
teilbetreuten Wohngemeinschaften
131 MitarbeiterInnen mit Behinderung
in den
Werkstätten Ludesch, Bludenz und Schruns
63 Menschen mit Behinderung
werden in den
Angeboten „Kompass“ und „Leben in Selbständigkeit“
auf eine Alltagsgestaltung nach ihren Wünschen und
Möglichkeiten vorbereitet.
Vom rundum „beschützten Menschen mit Behinderung“ zum inkludierten, selbst-
bestimmten Mitglied der Gesellschaft – das ist der Weg des Fachbereichs
„Menschen mit Behinderung“ seit 50 Jahren.
Damit Behinderung
kein Handicap ist
Menschen mit Behinderung
2013