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seinem Hausberg, vermisst würde. Wir waren
fassungslos. Den Schneeberg kannte Clemens
wie seine Westentasche. Mehrmals die Woche
war er auf diesem Berg unterwegs, um dort
seine Kondition zu trainieren. So auch an die-
sem Tag. Nach zwei Tagen Ungewissheit über
den Verbleib von Clemens kam die erschüt-
ternde Nachricht, dass die Bergretter ihn nur
mehr tot hatten bergen können.
Die Gruppe entschied sich dafür, die Expe-
dition trotz dieses Schocks zu machen. Eine
Entscheidung, die sicherlich auch im Sinne
von Clemens gewesen wäre. Obwohl er nicht
mit uns im Flieger saß, war er doch auf eine
gewisse Art und Weise mit uns unterwegs.
Wir nahmen unseren Jerry (Clemens) im
Geiste mit auf die Gipfel der Berge Perus, die
er so gerne mit uns hatte besteigen wollen.
EINE ERFOLGREICHE BILANZ
Nach sieben Wochen auf Achse quer durch
die Cordillera Blanca und Cordillera Huayhu-
ash können wir auf eine wunderbare Zeit mit
coolen Touren zurückblicken. Unser Trip war
sehr abwechslungsreich und vielseitig: Von
Sportklettern über Alpinklettern und klassi-
schen Hochtouren bis hin zu ausgewachsenen
anspruchsvollen Wandklettereien auf über
5000 m mit echtem Nordwand-Feeling war
alles dabei. Mit „leichtem“ Gepäck im feins-
ten aller Stile in diesen Bergen unterwegs sein
zu können war uns eine große Freude.
Hier ein Auszug unserer Hochtouren und
Kletterrouten:
• Artesonraju, 6025 m, über die SE-Face-Route
• La Esfinge, 5327 m, über die 1985er-Route,
6c+/7a laut Führerliteratur (unsere Bewer-
tung: 6b), und über die Cruz del Sur, 7c+
laut Führerliteratur (unsere Bewertung: 7b)
• Rasac, 6017 m, über die SE Ridge
• Tocllaraju, 6032 m, über das West Face Direct
• Cayesh, 5721 m, über die NW-Ridge-Eis-
route, WI5+ M7
• Maparaju, 5326 m
Zwischen den Besteigungen hoher Berge
nutzten wir immer wieder Zeitfenster zum
Sportklettern und Bouldern. Die herausra-
genden Leistungen in diesem Bereich waren
die Begehungen von Apnea, 7c Rotpunkt,
von zwei Alpinkader-Mitgliedern sowie von
Dedos Negros, 8a, einmal Flash und einmal
Rotpunkt.
An den Rasttagen bummelten wir durch
Huaraz, gingen in unser Lieblingskaffee „An-
dino“ oder spielten Billard.
Ob wir in den Bergen oder in den Bars von
Huaraz waren − Clemens war immer mit uns.
Jeder von uns hatte sicherlich Momente, in
denen er ganz besonders an ihn dachte. Für
mich waren das Momente in den Bars, wo er
wahrscheinlich mit abgefahrenen Tanzein-
lagen die Leute amüsiert hätte, und im Base
Camp, wo er den Koch im Handumdrehen
Roli Striemitzer
Ich habe diese drei Jahre mit
den schönen Touren in frem-
den Gebieten sehr genossen.
Von unseren Ausbildnern bzw.
Bergführern haben wir viel
gelernt. All das hilft mir jetzt bei
der Bergführer-Ausbildung, die
ich für die weitere Tätigkeit bei
den Naturfreunden mache, und
bei den nächsten geplanten
Expeditionen.
Alexander Lechner
Das waren wirklich drei super
Jahre, die jedoch leider viel zu
schnell vergangen sind! Das
Coaching hat mir wichtiges
Know-how für anspruchsvolle
Alpintouren gebracht. In Zukunft
werde ich der Naturfreunde
jugend als Sportkletterreferent
zur Verfügung stehen und für
die Naturfreunde Bad Ischl
Kletterkurse abhalten. Zusätzlich
möchte ich die Aufnahmeprüfung
bestehen und die Ausbildung
zum Bergführer absolvieren.
Peter Ehrengruber
Drei Jahre mit vielen Höhen und
einigen wenigen Tiefen − insge-
samt eine geniale Zeit mit vielen
super Erlebnissen, Erinnerun-
gen und Bekanntschaften. Das
Coaching der Naturfreunde
hat mir eine große Weiterent-
wicklung gebracht − vor allem
in den Bereichen Seiltechnik
und Bergrettung. Die nächsten
drei Monate geht’s zum Klettern
in die USA, und anschließend
werde ich mein Studium und
die Ausbildung zum Bergführer
abschließen. Danach möchte ich
gerne im Ausbildungsbereich der
Naturfreunde tätig sein.
Bernhard Bliemsrieder
Diese Ausbildungsjahre waren
eine tolle Erfahrung: von den An-
fängen, als sich die Gruppe lang-
sam zusammengefunden hat, bis
jetzt zur Abschlussexpedition in
Peru. Ich habe mich in den drei
Jahren technisch stark weiter-
entwickelt und werde mit Freude
die Fahne der Naturfreunde im
österreichischen Westen weiter
hochhalten! Weiters möchte ich
mein Studium gut abschließen
und den Arztberuf mit meiner
Leidenschaft für die Berge
verbinden.
zum Gehilfen gemacht hätte. Wir nahmen
auf alle Gipfel sein blaues Kopftuch mit und
dachten an ihn. Und am letzten Gipfel, am
Cayesh, der Clemens sicherlich am besten
getaugt hätte, vergruben wir das Tuch tief im
Gipfeleis. Somit verbleibt für immer ein Stück
von Clemens in den Anden − in den Bergen,
die er so gerne mit uns bestiegen hätte.
ALPINKADER WIRD FORTGESETZT!
Die letzten drei Jahre mit dem Alpinkader,
vom Auswahlverfahren über die Ausbil-
dungsteile und Touren bis hin zur Abschluss-
expedition, haben mir sehr viel Freude berei-
tet. Das Gruppenklima war durchgehend sehr
gut, der Spirit einfach toll. Ich wünsche mir
für den Alpinkader 2015−2017 eine Gruppe,
die genauso gut harmoniert!
Ein herzliches Dankeschön an unsere Spon-
soren, die den Alpinkader drei Jahre lang
ausgestattet und mit ihren hervorragenden
Materialien wesentlich zum guten Gelingen
dieser Expedition beigetragen haben!
Mit freundlicher Unterstützung von Black Bear
und Bergwerk