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24 NATURFREUND
THEMEN & STORYS
D
er 3081 km
2
große Yosemite-Natio-
nalpark liegt in Kalifornien, ca. 300
km östlich von San Francisco. Die
ursprünglich hier ansässigen Ahwahneechee-
Indianer wurden von den Miwok-Indianern,
die in der Nähe des Yosemite Valley lebten,
Yohe’meti bzw. Yosemi’te (= „diejenigen, die
töten“) genannt. Die Weißen vertrieben sie im
Zuge des kalifornischen Goldrausches in der
Mitte des 19. Jahrhunderts und verbannten
sie in ein Reservat.
Der Nationalpark wurde 1864 gegründet.
1984 erfolgte die Erklärung zum UNESCO-
Weltnaturerbe.
Zu den Höhepunkten des Nationalparks
zählen die vielfältig geformten Granitfelsen,
die Mammutbäume, die klaren Bäche so-
wie die Wasserfälle. Die Yosemite Falls ge-
hören mit einer Gesamthöhe von 739 m zu
den höchsten Wasserfällen der Welt. Auch
die Artenvielfalt in den fünf verschiedenen
Ökosystemen des Parks ist beeindruckend.
Die großen Höhenunterschiede (von 600 bis
mehr als 4000 m über dem Meeresspiegel)
sorgen für ein entsprechendes Temperaturge-
fälle in den einzelnen Regionen.
Im Yosemite-Nationalpark herrscht ein so-
genanntes Winterregenklima: Die Hauptnie-
derschläge fallen während des Winters; in den
anderen Jahreszeiten regnet es sehr wenig, die
Gefahr vonWaldbränden ist erheblich (Wald-
brände können zu einer Sperrung des Parks
führen).
Das Yosemite Valley zieht die meisten Be-
sucherInnen an. Dominant im Tal ist der El
Capitan, ein hoher und steiler Granitfelsen −
ein Paradies für Kletterinnen und Kletterer.
DIE ANFÄNGE
Traditionell wurde an den großen Wänden
des Yosemite-Nationalparks (Half Dome, El
Capitan etc.) technisch geklettert. Man findet
hier aber auch erstklassige Boulder sowie
wunderbare Freikletterrouten.
Als die Freiklettertechnik und Ausrüstung
noch nicht weit genug ausgereift waren, wur-
de auf das in den Alpen in den 1920er-Jahren
entwickelte technische Klettern zurückge-
griffen, um die hohen und steilen Wände im
Nationalpark zu besteigen. Beim technischen
Klettern setzt man Haken, Seile, mobile Si-
cherungsmittel, Strickleitern usw. ein, die −
im Gegensatz zum Freiklettern − nicht nur
als Sicherungs-, sondern auch als Fortbewe-
gungsmittel verwendet werden.
Mit dieser Technik können sehr schwie-
rige Stellen überwunden werden. Die dafür
nötige Kletterzeit ist je nach Schwierigkeit re-
lativ lange; für Routen mit 1000 m Wandhö-
he sind meist mehrere Tage nötig. Die Nacht
verbringt man mehr oder weniger bequem
entweder auf einer Terrasse in der Wand oder
besser auf einem sogenannten Portaledge, ei-
ner Liege, die an Haken befestigt einen relativ
komfortablen Schlafplatz ergibt.
Als einer der ersten dokumentierten Klet-
terer gilt der Nationalparkgründer John Muir,
der zum Beispiel 1869 den Cathedral Peak
bestieg.
Der Anfang des 20. Jahrhunderts ist weit-
gehend mit den Erstbesteigungen der Normal-
wege auf die Gipfel verbunden. Durch die Ver-
wendung von Seilen konnte die Schwierigkeit
gesteigert werden. So gelang John Salathé und
Ax Nelson 1946 die Erstbegehung der Half-
Dome-Südwestwand in lediglich zwei Tagen.
Royal Robbins, Yvon Chouinard und War-
ren J. Harding begannen Ende der 1950er-
Jahre mit der Erschließung zahlreicher Big-
wall-Routen. Ein Meilenstein war 1958 die
Begehung der bekannten Route „The Nose“
am El Capitan durch Warren J. Harding.
Im November 1972 glückte Charlie Porter
die Solo-Erstbegehung der überhängenden
Südostwand des El Capitan. Er nannte die da-
mals schwierigste Route im Tal „Zodiac“.
Yosemite-Nationalpark
DAS KLETTER-ELDORADO IN FASZINIERENDER NATUR
INTERNATIONAL
Im Yosemite-Nationalpark kann man herrlich wandern und klettern.
Das Yosemite Valley, das nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtfläche des
Nationalparks hat, zieht die meisten BesucherInnen an, vor allem Kletterbegeisterte.
Text: Stefan Zoister, Bergführer, Fotos: Ray Demski, Stefan Zoister, Tom Evans
Die indianischen Ureinwohner nannten diesen Berg „Tu-tock-ah-nu-lah“ − auf Spanisch „El Capitan“.
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