20 NATURFREUND
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I
n der Evolution hat es sich als sinnvoll
erwiesen, dass sich die Menschen in ih-
ren Persönlichkeitszügen und körperli-
chen Eigenschaften unterscheiden. Und so
hat es sich auch als gut erwiesen, dass es eine
gewisse Anzahl von Individuen gibt, die für
Neuerkundung und Innovation zuständig
sind. Immer wenn sich diese Menschen mit
für sie faszinierenden Dingen, Neuartigem
und Komplexem beschäftigen dürfen und
dabei viel sensorischen Input haben, geht es
ihnen besonders gut. Das Gehirn schüttet
dann im Belohnungszentrum viel Dopamin
und Endomorphine aus. Wenn allerdings das
Gegenteil passiert, sie sich also mit Dingen
Therapieklettern
und ADHS
JUGEND
Klettern wirkt sich auf den Körper, auf die Psyche
und auf die geistigen Fähigkeiten positiv aus. Auch Kinder
und Jugendliche mit ADHS und ADS können von der Arbeit
an der Kletterwand sehr profitieren und in der Folge ihren
Alltag besser meistern.
Text: MMag. Alexis Zajetz, Psychotherapeut, Instruktor Sportklettern und
Klettern alpin bei den Naturfreunden Österreich, Fotos: iStockfotos
beschäftigen müssen, die für sie uninteressant
sind, wenig Neuartiges bieten oder gar Routi-
ne sind, treten für diese Menschen psychisch
schwer aushaltbare Zustände ein. Sie werden
sehr unruhig und versuchen, sich den für
sie neurobiologisch notwendigen Input (das
Belohnungszentrum ist nicht dem Willen
unterworfen!) zu holen: Buben zum Beispiel
vor allem über die Motorik (Aufmerksam-
keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung = ADHS)
und Mädchen eher über die Fantasie (Auf-
merksamkeitsdefizitsyndrom oder -störung =
ADS).
Man kann das Belohnungssystem aus-
tricksen und Dopamin über ein Medikament
besser verfügbar machen – Ritalin funktio-
niert oft gut, ändert aber natürlich grundsätz-
lich nichts.
Für die Entwicklung der Menschheit sind
Personen sehr wichtig, die innovativ und
impulsiv sind. Wachsen diese aber in einer
Umwelt auf, die ihnen wenig Halt gibt, ihre
Vorzüge nicht zu schätzen weiß und sie so-
gar abwertet, werden aus diesen tollen Eigen-
schaften Schwierigkeiten, sobald die Impulse
nicht kontrollierbar sind und die Aufmerk-
samkeit für Uninteressantes überhaupt nicht
steuerbar ist.
KLETTERN WIRKT!
Da kommt das Klettern ins Spiel. Denn The-
rapie im Bereich ADHS muss immer auch
das Interesse der Kinder und Jugendlichen
wecken, weil sie per Neurobiologie dafür
geschaffen sind, bei Dingen, die sie interes-
sieren, besonders aufmerksam zu sein. Da-
mit kann ich sie sozusagen „fangen“. Und
ADHS/ADS
Als ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) wird bei Kindern und
Jugendlichen eine verminderte Fähigkeit zur Selbststeuerung beschrieben. Störungen
treten vor allem als Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, ausgeprägte
körperliche Unruhe und starker Bewegungsdrang (Hyperaktivität) sowie
impulsives und unüberlegtes Handeln auf. Diese Erkrankung kann auch ohne
Hyperaktivität auftreten, vor allem bei Mädchen; man spricht dann von einer
Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS).
Einen gut verständlichen Überblick über ADHS und ADS gibt die
Broschüre „ADHS … was bedeutet das?“. Kostenloser Download:
Für ein tieferes Verständnis der Gehirnbahnen, die mit Dopamin
funktionieren, ist der Wikipedia-Eintrag „Dopamin“ zu empfehlen.
Einen Überblick über die Gehirnbahnen bietet folgende Internetseite:
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