be investor 3100/2 - page 26

INTERVIEW II
wird inzwischen ungleich mehr gefördert als in den 70er Jahren. Wann
sehen Sie hier den Wendepunkt?
In meiner Dissertation habe ich genau diesen Punkt ver-
sucht theoretisch zu bearbeiten, indem ich die Hubbert-Theo-
rie auf das Edelmetall Gold mathematisch angewendet habe.
Als mathematisches Ergebnis kam heraus, dass das Peak-Gold
der Förderkurve zwischen 2027 und 2044 stattfinden sollte,
bei einer jährlichen Fördermenge um die 3000 Tonnen. In
der Realität sollte sich jedoch
eine Art Förderplateau um den
aktuellen Förderwert entwi-
ckeln, von dem aus dann ein
Abfall eintreten wird. Die heu-
tigen Zahlen und Modelle zei-
gen sehr genau, dass wir von
diesem Punkt nicht mehr weit
entfernt sind. Meine gesamten
Ergebnisse wurden im Buch
„Modellierung der globalen
Goldproduktion durch Anwen-
dung der Hubbert’schen Peak-
Oil Methodik“ in 2012
veröffentlicht.
Die Silberförderung ist ja weitge-
hend unabhängig vom Silberpreis,
weil 80 Prozent des Silbers als Beiprodukt kommt. Ist hier ein Produk-
tionsrückgang auf absehbare Zeit zu erwarten? Denn wenn die Ergie-
bigkeit der Kupfer-, Blei-, Zinn- und Zinkminen auch immer weiter
sinkt, muss immer mehr Erz verarbeitet werden und damit wird auch
mehr oder zumindest gleichviel Silber gefördert......
Ich kann nicht sehen, warum sich die Förderkurve für Sil-
ber substantiell anders entwickeln sollte, als die von Gold.
Das Problem ist und bleibt, dass Minen aus Rentabilitäts-
gründen immer zuerst die guten Erze abbauen und dann
mehr und mehr zu den mageren Erzen übergehen. Immer
mehr Erz zu prozessieren ist leider auch keine Lösung, weil
wie gesagt die Metallpreise dies nicht zulassen. Eine Zwick-
mühle, aus der die Minenbetreiber nicht rauskommen.
Kann man einen Gold- und Silberpreis benennen, wo das Minenange-
bot um – sagen wir – 20 Prozent zurückgehen würde, weil die teuers-
ten Minen aus dem Markt genommen würden?
a die Edelmetallmärkte, wie bereits erwähnt, leider keine
freien Märkte sind, kann eine solche Prognose seriös nicht
abgegeben werden
Noch zu Palladium: Was halten Sie davon?
Kurzfristig zeigen die CoT-Daten (Anm.: Commitment of
Traders, Positionierung der Marktteilnehmer an den US-Bör-
sen) in der Tat eine Überhitzung des Palladiumpreises an.
Vielleicht wissen jedoch bestimmte Marktteilnehmer immer
mehr als andere. Das Palladium war schon in 2013 mit Ab-
stand das stabilste Metall. Will heißen, dass wenn z.B. die
Brennstoffzellen-Technologie sich langfristig doch durchset-
zen wird, wir dadurch alles Platin und Palladium benötigen
werden, was auf diesem Globus verfügbar ist. Zur Diversifi-
zierung halte ich Platin und Palladium für sehr geeignet.
Ihr Buch: "Drei-Speichen-Regel: Das 1600 Jahre alte Geheimnis der er-
tragreichen und sicheren Geldanlage" ist kürzlich erschienen. Können
Sie kurz erläutern, was den Leser darin erwartet?
Ich möchte mit diesem Buch zeigen, dass die Finanzindus-
trie mit ihren Markowitz-Portfolios mehr oder minder auf
dem völligen Holzweg ist. Markowitz selbst legt sein Geld
nicht nach seiner ach so bahnbrechenden Theorie an, son-
dern kauft nach eigenen Aussagen 50% Anleihen und 50% Ak-
tien für sein Depot, was ich allerdings auch nicht für gut
halte. Warum soll ich als Bankkunde nach Markowitz inves-
tieren, wenn er selbst es nicht 'mal tut? Zudem gibt es empi-
rische wissenschaftliche Studien, die belegen, dass die alte
Drei-Speichen-Regel keine schlechteren Ergebnisse liefert, als
ein „optimiertes Portfolio“ nach Markowitz, jedoch unge-
mein viel Kosten, Gebühren und letztlich Nerven spart.
Ich belege diese Thesen ausführlich in den ersten Kapiteln
meines Buches. Anschließend versuche ich aufzuzeigen, wie
sich die langfristigen globalen Trends auf die Anlageklassen
sehr vermutlich auswirken werden. Dabei fällt auf, dass
meine These der Sachwert-Anlage durch diese langfristigen
Trends, allen voran der demographischer Wandel, absolut ge-
stützt werden. Die folgenden drei Kapitel befassen sich mit
den drei Speichen Immobilien, Metalle und Wertpapiere. Für
die Immobilien zeige ich auf, dass Forstimmobilien weitaus
ertragreicher und sicherer sind, als Wohnimmobilien. Für die
Metallspeiche fasse ich meine Erkenntnisse aus meiner Dok-
torarbeit zusammen, sowie meine Erfahrung aus demHandel
mit den Technologiemetallen, z.B. Indium, Gallium, Germa-
nium, Seltene Erden. Im Kapitel über die Wertpapiere, die in
einem normalen wirtschaftlichen Umfeld ein Drittel eines
Portfolios ausmachen sollten, gehe ich kritisch mit der aktu-
ellen Lage um und beschreibe die wissenschaftlichen Stu-
dien, die leider klar zeigen, dass private Kleininvestoren
zuallermeist mit ihren Spielereien verlieren. Die Kardinal-
fehler sind: Unterschätzung der Transaktionskosten, Beach-
tung der Prognosen der sogenannten „Profis“, Begrenzung
der Gewinne, laufen lassen der Verluste, schlechte Diversifi-
kation des Portfolios, usw … All diese Fehler - und mehr -
wurden empirisch in unzähligen Studien wissenschaftlich
nachgewiesen. Spricht man mit Mitarbeitern von Direktbro-
kern auf den Messen, erfährt man z.B. unter der Hand, dass
in der Tat 90 Prozent der Kunden nur rote Zahlen im Depot
haben. Das klassische Pareto-Prinzip. Die einzig sinnvolle Al-
ternative aus all diesen Erkenntnissen sind günstige Index-
ETFs, die lediglich einen Markt abbilden. Insgesamt habe ich
versucht, einen sinnvollen, verständlichen und vor allem an-
wendbaren Ratgeber für Privatinvestoren zu verfassen. <
„Kurzfristig
können einzelne
Minentitel
natürlich gigan-
tische Gewinne
generieren. Nur
das Chance/Ri-
siko-Verhältnis
ist so schlecht,
dass private
Kleinanleger die
Hände davon
lassen sollten.“
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