ÖKO-INVESTMENT
W
EB Windenergie ist zwar Pionier am österrei-
chischen Windmarkt, nicht aber am Markt für Hy-
bridanleihen.
Der durchläuft gerade eine
Renaissance. „Seit Anfang 2013 hat sich der Markt weltweit
von 40 auf 80 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Ein vorteilhaf-
tes Marktumfeld sowie die Suche der Investoren nach Rendite
angesichts historisch niedriger Zinsen haben allein 2013 zu
Emissionen in Höhe von 30 Milliarden Dollar geführt”, so
Dierk Brandenburg von Fidelity Worldwide Investment. In
Österreich strömten im Vorjahr so namhafte Emittenten wie
die börsennotierte Wienerberger aber auch gleichgeartete wie
WEB Windenergie, nämlich nicht börsennotierte wie der Ti-
roler Spanplattenhersteller Egger, auf den Hybridanleihen-
Markt.
Risiken
. Von strukturellem Eigenkapital ist die Rede, was
nichts anderes bedeutet als „tief nachrangig“. So steht es auch
in den jetzigen Anleihebedingungen der WEB Windenergie.
Heißt im Klartext: Im Kon-
kursfall werden die Inha-
ber von Hybridanleihen
erst nach den anderen
Gläubigern bedient – auch
nach jenen, die „normale“
Anleihen besitzen. Außer-
dem kann der Emittent
Zinsen und Tilgungen aufschieben oder ganz annullieren,
womit die Laufzeit theoretisch unbegrenzt sein kann. Bei der
Green Power Anleihe von WEB Windenergie trifft das auch
praktisch zu. Und das Unternehmen darf in Jahren, in denen
für das vorangegangene Geschäftsjahr keine Dividende an die
Aktionäre ausgeschüttet wird, Tilgungen und jährliche Zins-
zahlungen aussetzen.
Renditen.
Um den Investor für diese Risiken zu entschädigen,
gibt es Zinsen - im Schnitt 200 Basispunkte mehr als bei tra-
ditionellen Unternehmensanleihen, so Brandenburg. Im Fall
der Green Power Anleihe sind das 6,5 Prozent, wohlgemerkt
nur in Jahren, wo die Hauptversammlung für das Jahr davor
eine Dividende beschließt. Dann wird auch getilgt - jeweils
ein Zehntel des Nominale.
Solide.
Hybridanleihen sind also etwas für Anleger, die das
Unternehmen kennen und dem Geschäftsmodell vertrauen.
Bei WEB Windenergie scheint das Modell bisher zu stimmen,
nicht zuletzt wegen der nach wie vor funktionierenden För-
dertarifsicherheit. Einst aus einer Bürgerinitiative in Nieder-
österreich heraus entstanden, ist der Windparkbetreiber
heute nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland,
Frankreich, Tschechien und zuletzt auch in Kanada vertre-
ten. „Nach fast 20 Jahren Unternehmensgeschichte sehen
wir, dass uns diese breite internationale Aufstellung gut tut.
Ist in Österreich ein schwaches Windjahr, ist sicher in einem
der anderen Länder ein gutes.“ Von so geglätteten Produkti-
onszahlen spricht Vorstandsvorsitzender Andreas Dangl und
von einem „Ankommen in solider Unternehmensphase“.
„Was man anhand unserer Kernkennzahlen ganz gut sieht:
Wir erfüllen die Ansprüche unserer Eigentümer und verbin-
den stabile Ergebnisse mit einem angemessenen Wachstum”,
verdeutlicht Finanzvorstand Michael Trcka die angespro-
chene Solidität. Das Ergebnis von heuer, glaubt er, wird -
wenn der Wind nach Plan weht - das vom Vorjahr (6,1 Mio.
Euro) erreichen. Trcka nennt als Unternehmensziel hohe ein-
stellige Eigenkapitalrenditen: „Wir wollen für unsere Aktio-
näre Geld verdienen und in verdaubaren Schritten wachsen.“
Letzteres bedeutet ca. 80 Megawatt Zubau in Österreich,
Deutschland, Kanada und Frankreich bzw. ein Leistungsplus
von 25 Prozent in 2015. <
WEB Windenergie braucht zur Finanzierung ihrer Anlagen risiko-
freudigeres Kapital und begibt eine Hybridanleihe.
Foto: beigestellt
WEB Windenergie holt
sich wieder Kapital (Teil 1)
ERNEUERBARE ENERGIEN
Christa Grünberg
... und betritt Neuland. Das Unternehmen
wagt sich an Hybridanleihen. Ob sich auch der
Investor an die Risiko-Mischform zwischen
Aktien und Anleihen wagt, entscheidet sich
nach tiefem Einblick in das Unternehmen.
„Wir wollen für
unsere Aktionäre
Geld verdienen
und in verdaubaren
Schritten wachsen.”