be investor 3100/2 - page 20

HINTERGRUND
I
n den vergangenen Tagen war immer wieder zu lesen, dass
Österreichs Banken im Vergleich überproportional zur
Kasse geben werden. In Summe ist davon auszugehen, dass
Österreichs Banken im Zuge der Bankenabgabe 640 Millionen
Euro aufbringen müssen. Das klingt relativ viel, aber es drängt
sich die Frage auf, ob Österreichs Banken jetzt wirklich über-
proportional geschröpft werden? In diesem Zusammenhang
bietet sich ein Vergleich mit Deutschland an.
Deutschlands Banken müssen im Vergleich zu ihren öster-
reichischen Pendants „lediglich“ 520 Millionen Euro aufbrin-
gen. Das ist um 120 Millionen weniger - und das, obwohl die
Finanzwirtschaft deutlich größer ist als die österreichische.
Die Mehrbelastung wirkt sich in weiterer Folge auch auf das
Kreditverhalten der Institute aus. Um das zu untermauern,
habe ich den Instituten eine erforderliche Eigenmittelquote
von 8% unterstellt und dementsprechend die Bankenabgabe
mit dem Faktor 12,5 hochgerechnet. Unterstellt man also, dass
die Banken durch die Abgaben geringere Eigenmittel haben,
verringert sich unter diesen Annahmen das theoretische Kre-
ditvolumen um 8 Milliarden in Österreich bzw. 6,5 Milliarden
in Deutschland. Um das auch in Relation zur Größe des Wirt-
schaftsraumes zu stellen, habe ich die verringerte Kreditver-
gabemöglichkeit in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
gestellt. Auch hier wird ersichtlich, dass die verringerte Kre-
ditvergabemöglichkeit der Banken in Österreichmit 2,56% un-
gleich höher zu Buche schlägt als in Deutschland (0,24%).
Die Bilanzsumme der 10 größten Institute beträgt in
Deutschland rund 4.372,4 Milliarden – im Vergleich dazu wei-
sen die größten 10 Banken Österreichs eine Bilanzsumme von
841,6 Milliarden Euro auf. Durch das Osteuropa-Engagement
unserer größten Institute ist die Bilanzsumme der Top-10 Ban-
ken in Österreich imVergleich zu Deutschland relativ hoch. In
Relation zum BIP beträgt die Bilanzsumme der Top-10 Banken
rund 268% für Österreich bzw. 160% für Deutschland.
Unter der Annahme, dass die Bankenabgabe nun von den
größten Instituten gestemmt werden muss, fällt die Belastung
für Österreichs Banken ebenfalls deutlich stärker aus als jene
deutscher Mitbewerber. In Österreich beträgt die Bankenab-
gabe 0,076% der Bilanzsumme der Top-10 Banken, wohinge-
gen deutsche Banken mit 0,012% vergleichsweise billig
davonkommen.
Fazit.
Die Kritik, dass die Banken in Österreich im Vergleich
zu deutschen Kreditinstituten viel stärker zur Kasse gebeten
werden und damit der Finanzplatz in Österreich an Attrakti-
vität verliert, ist aus meiner Sicht durchaus gerechtfertigt.
Josef Obergantschnig*
Österreichs Kreditinstitute müssen in
Summe an die 640 Millionen Euro an zusätz-
licher Bankenabgabe zahlen, deutlich mehr
als ihre deutsche Konkurrenz. Das belastet
auch die Kreditvergabemöglichkeiten.
WETTBEWERBSVERZERRUNG
Bankensteuer lastet wie ein
Mühlstein auf der Kreditvergabe
in Mio. €
Bankenabgabe theoret. verminderte
BIP in % des
Kreditvergabemöglichkeit
BIP
Österreich 640
8.000
313.070 2,56%
Deutschland 520
6.500 2.737.600 0,24%
Quelle: IHS, Süddeutsche, Eurostat, Eigene Berechnungen, Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
Wie die Bankenabgabe die Kreditgabe beeinflusst
Beispielhafte Rechnung
Deutschland
in Mrd. Euro
Deutsche Bank
1.611,4
Commerzbank
549,7
KfW-Konzern
464,8
DZ Bank
387,0
UniCredit Bank
290,0
LBBW
273,5
Bayr. Landesbank 255,6
Nord/LB
200,8
LB Hessen-Thüringen
Girozentrale
178,1
Postbank
161,5
Bilanzsumme der Top-10 Banken im Vergleich
Österreich
in Mrd. Euro
Erste Group
199,9
UniCredit Bank Austria 196,2
RZB
147,3
RBI
130,6
RLB OÖ
37,4
Bawag P.S.K.
36,4
RLB NÖ-Wien
29,1
Hypo-Alpe A. Int.
26,2
ÖVAG
20,9
Oberbank
17,6
Quelle: Statistica, Trend
Josef Obergantschnig ist seit
2008 in der Security KAG be-
schäftigt. Nachdem er jahrelang
den Aktienbereich geleitet hat,
bekleidet er seit Oktober 2011
die Funktion des Chief Invest-
ment Officers der Kapitalanla-
gegesellschaft.
*INFO
ÜBER DEN GASTAUTOR
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